Wußtest du, daß das Wort Hormone aus dem Griechischen kommt (von horman) und „antreiben, bewegen“ heißt? Das paßt super, finde ich, denn tatsächlich kommt Hormonen und Neurotransmittern eine entscheidende Rolle in dem Prozeßablauf der Angst zu. Über dessen Schaltkreis im Gehirn habe ich im letzten Blog geschrieben (hier). Hormone und Neurotransmitter sind sogenannte „Botenstoffe“. Hormone werden jedoch an einem bestimmten Ort im Körper produziert und im Blut zu ihrer Wirkungsstätte transportiert. Neurotransmitter sind hingegen Botenstoffe, die zwischen zwei Nervenzellen wirken und entweder deren Aktivierung oder deren Blockade bewirken. Die Trennung ist aber nicht so scharf, wie hier beschrieben, denn manche Stoffe können sowohl als Hormone als auch als Neurotransmitter wirken. Das gilt zum Beispiel für die im Angstprozeß wichtigen Botenstoffe Serotonin und (Nor)Adrenalin.
Die Botenstoffe und das Gehirn stehen in einer sehr engen Beziehung, denn das gesamte Gehirn wird von zahlreichen Botenstoffen durchflossen. Alle Botenstoffe unseres Körpers stehen miteinander in einer noch immer nicht vollständig erforschten Wechselwirkung. Wir wissen jedoch, daß ihre Kommunikation untereinander über sogenannte Heterorezeptoren (ein Rezeptor, der nicht nur die eigenen Neurotransmitter erkennt, sondern auch die benachbarter Zellen) funktioniert. Hier informieren sie sich gegenseitig über den aktuellen Stand der Ausschüttung. Das heißt, sobald sich die Ausschüttung eines Neurotransmitters ändert, ändert sich auch die der anderen. Die extreme Komplexität ergibt sich aus den zahlreichen unterschiedlichen Formen der Rezeptoren, der unterschiedlichen Abhängigkeit der einzelnen Botenstoffe voneinander und den häufig gemeinsamen Ausgangsstoffen für die Synthese unterschiedlicher Botenstoffe.
Gibt es auch im Hormonsystem Kreisläufe der Angst?
Es gibt sogar zwei miteinander in Verbindung stehende Kreisläufe:
- In einer angstbesetzten Situation wird zunächst im Hypothalamus (siehe meinen vorhergehenden Blog) das Hormon CRH (Corticotropin-Releasing-Hormon) ausgeschüttet. Dieses regt im Hypophysenvorderlappen, einem Teil des Zwischenhirns, die Bildung des Hormons ACTH (Adrenocorticotropes Hormon) an. Und dieses wiederum stimuliert die Bildung von Cortisol in der am oberen Ende der Niere befindlichen Nebennierenrinde.
- Gleichzeitig mit der Information vom Hypothalamus an die Hypophyse aktiviert die Amygdala in einer solchen Situation auch das autonome Nervensystem des Sympathikus, das seinerseits im Nebennierenmark die Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin im Verhältnis 80:20 veranlaßt.
Der erste dieser Kreisläufe begleitet Angst und Streß – hirngeleitet – langfristig. Die Aktivierung des autonomen Nervensystems ist hingegen grundsätzlich für akute Situationen vorgesehen. Doch wenn Streß oder Ängste den ersten Kreislauf dauerhaft in Gang halten, setzt der autonome Prozeß schon auf einem höheren Aktivierungslevel ein. Damit lösen eigentlich nicht bedrohlich wirkende Situationen eine extreme Angstreaktion aus – was wiederum das Streßniveau erhöht. Dazu kommt, daß der Körper für die Produktion von Adrenalin Cortisol als Ausgangsstoff benötigt. Mit einem hohen Cortisolgehalt ist also immer genügend Material für eine überschießende Angstreaktion vorhanden.
Was wissen wir über die Botenstoffe dieser Kreisläufe?
Cortisol
Cortisol ist als DAS Streßhormon schlechthin bekannt. Es ist das wichtigste körpereigene Glucocorticoid, das wie alle anderen Hormone dieser Gruppe in der Nebennierenrinde gebildet wird. Der Hypothalamus, der die Ausschüttung von Cortisol steuert, enthält auch den suprachiasmatischen Nucleus (SCN) – das Zentrum unserer Chronobiologie. (Mehr über den Schlaf findest du in meinem Schlafratgeber). Der SCN greift ebenfalls in die Ausschüttung von Cortisol ein. Im Rhythmus des Tages aktiviert er die Cortisolausschüttung mit dem beginnenden Licht und senkt sie über den Tag kontinuierlich ab. Streßbedingt erhöhte Cortisolspiegel stören daher diese Steuerungsfunktion und führen zu verschlechtertem Schlaf. Und dieser wiederum erhöht den Streßpegel – eine sich selbst verstärkende Schleife entsteht.
Fast jede Zelle unseres Körpers besitzt Zehntausende Rezeptoren für Glucocorticoide. Daran siehst du, wie wichtig gerade dieses Hormon für zahlreiche Prozesse in unserem Körper ist. Durch Cortisol wird der Herzschlag und der Blutdruck erhöht und damit die Anzahl der Atemzüge. Es sorgt für die Bereitstellung von Energie durch die Erhöhung des Blutzuckerspiegels (über das Hormon Insulin). Über das Hormon Adrenalin regelt es die Freisetzung von Energie aus den Fettzellen. Es verhindert überschießende Reaktionen des Immunsystems und wirkt entzündungshemmend. Und letztlich erhöht es unsere Aufmerksamkeit und hat Einfluß darauf, wie wir Informationen verarbeiten.
Diese zahlreichen Funktionen erklären, warum es neben Streß noch weitere Faktoren unseres Lebensstils gibt, die den Cortisolspiegel erhöhen: Kaffee, Weißmehlprodukte und Zucker sowie ungesunde Fette.
Adrenalin oder Epinephrin
Adrenalin wird bei physischer oder psychischer Belastung im Nebennierenmark ausgeschüttet. Zu seiner Herstellung sind zwei Aminosäuren (Tyrosin und Phenylalanin) notwendig. Aus denen wird über die Zwischenstufe Dopamin (siehe weiter unten) und unter Mitwirkung von Cortisol zunächst Noradrenalin und letztlich Adrenalin hergestellt.
Es hat im Körper ähnliche Funktionen wie Cortisol – es steigert in seiner Rolle im Kampf-oder-Flucht-Reflex den Blutdruck, den Herzschlag und die Atmung sowie die Erweiterung der Pupillen und sorgt gleichzeitig für die Ruhigstellung von Darm und Blase. Weiterhin ist es ebenso wie Cortisol für die Bereitstellung von Energie aus den Fett- und Zuckerspeichern des Körpers verantwortlich. Wegen der Verbindung zu Cortisol wird es wie dieses durch Streß und Lebensweise beeinflußt.
Adrenalin wirkt nicht nur als Hormon, sondern existiert im Gehirn auch als Neurotransmitter. Dieser wird offenbar dort produziert, denn das Hormon kann die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden. Adrenalin scheint als Neurotransmitter in die Aktivierung der Adrenalin-Hormon-Herstellung von Hypothalamus bis Nebennierenmark involviert zu sein.
Noradrenalin
Als Zwischenstufe zur Herstellung von Adrenalin wirkt dieses Hormon – das auch ein Neurotransmitter ist – ebenfalls vor allem an der Blutdrucksteigerung mit. Anders als Adrenalin liegt jedoch der Hauptwirkungskreis bei diesem Botenstoff im Gehirn. Dort wirkt er vor allem an der Aktivierung des sympathischen Nervensystems mit. Zudem steuert es die Aufmerksamkeit sowie Streß und Angst. In der Zwischenzeit hat man sogar die Gehirnregion identifiziert, die als wichtigste Region für diesen Neurotransmitter gilt (der locus coeruleus). Die Aktivierung dieser Region führt zu deutlich mehr Symptomen von Streß und Angst. Daher gilt er als die Hirnregion, an deren Aktivität wir am besten unsere Reaktion auf Streß ablesen können. Es wäre für manche Berufe sicher recht hilfreich, dieses Maß zu kennen – z.B. bei Polizisten oder auch Ärzten in der Notaufnahme. Noch kann man dafür jedoch noch nicht jeden Anwärter mal eben in ein MRT legen, während man diese Hirnregion reizt 😉 (Quelle).
Was kannst du tun, um eine sich selbst verstärkende Wirkung dieser Kreisläufe zu verhindern?
Neben den im letzten Blog vorgestellten Maßnahmen zur Stabilisierung der entsprechenden Hirnregionen ist es hilfreich, die Funktion der Nebenniere zu stärken. Dafür ist es hilfreich, auf eine ausreichende Zufuhr von Pantothensäure, Tyrosin, Magnesium und Vitamin C zu achten. Gute Quellen für Pantothensäure und Tyrosin sind Fleisch, Fisch und Eier, aber auch Hülsenfrüchte, für Vitamin C vor allem Zitrusfrüchte und Beeren.
Zudem bietet es sich an, die Produktion der entsprechenden Botenstoffe durch eine angepaßte Lebensweise zu optimieren, da die sogenannten Lebensstilkomponenten der wesentliche Anteil an einem zu hohen Cortisol- und/oder Adrenalin-Spiegel sind.
Nun bin ich auch kein Asket und glaube auch nicht, daß die Natur uns zu Asketen bestimmt hat. Jedoch hat sie uns auch nicht für den übermäßigen Verzehr von Zucker, Weißmehl, Kaffee und Alkohol geschaffen. Und sie hatte eine alles andere als sitzende Lebensweise für uns im Sinn. Wichtig ist neben der weitgehenden Vermeidung oben genannter Lebensmittel daher eine maßvolle (wichtig: keine extrem anstrengende) Bewegung, z.B. Yoga, Radfahren oder Wandern.
Nun ja, du kennst diese Ratschläge sicher schon. Sie sind ja auch wahrlich nicht überraschend neu. ABER: sie sind die am besten von dir selbst beeinflussbaren Faktoren zur Verringerung deiner Angst- und Streßsymptome.
Sind die Botenstoffe dieser Kreisläufe die einzigen, die für Angst relevant sind?
Nein, wie oben schon beschrieben, ist das System sehr komplex. Deshalb sind zahlreiche weitere Botenstoffe in diesen Prozeß involviert.
GABA, Glutamat und Serotonin
So hat man festgestellt, daß bei Menschen mit Ängsten das Gleichgewicht der Botenstoffe Serotonin, GABA und Noradrenalin gestört ist. Also schauen wir uns diese doch auch noch genauer an.
GABA und Glutamat
Beginnen wir mit GABA (Gamma-Aminobutyric-Acid). 70% (!!) der Neuronen im Gehirn funktionieren mit GABA oder Glutamat. Beide Botenstoffe werden aus demselben Stoff – Glutamin – synthetisiert, dabei ist Glutamat die Vorstufe für GABA. Sie sind für so unterschiedliche Aufgaben verantwortlich, daß man sie als Gegenspieler bezeichnen kann. Während GABA vor allem eine mental entspannende Funktion hat, ist Glutamat mit dafür verantwortlich, daß wir aufmerksam sind, lernen und uns erinnern können. Beide haben auch noch weitere, für unseren Zusammenhang unerhebliche Funktionen, sind jedoch aufeinander eingespielt und können sich gegenseitig hemmen. Das ist vor allem in bezug auf Glutamat sehr wichtig, denn wenn der Glutamat-Spiegel im Gehirn zu hoch ist, sterben Hirnzellen ab.
Die Studienlage zu der Frage, ob Glutamat – das häufig in der Lebensmittelherstellung als Geschmacksverstärker benutzt wird – aus dem Blut ins Gehirn eindringen kann, ist unübersichtlich und strittig. Es scheint so zu sein, daß in einem gesunden Körper die Blut-Hirn-Schranke für Glutamat verschlossen ist, daß jedoch durch unterschiedliche Rahmenbedingungen Möglichkeiten zur Durchdringung derselben entstehen können (Quelle).
Serotonin
Ein weiterer Botenstoff ist für die GABA, Glutamat- und übrigens auch für die (Nor)Adrenalin-Synthese wichtig: Serotonin, das aus dem Ausgangsstoff Tryptophan hergestellt wird. Dieser Botenstoff erhöht die Fähigkeit bestimmter Rezeptoren zur Aufnahme von Botenstoffen. Serotonin hat zudem einen eigenen Anteil am Angst-Streß-Geschehen, jedoch eher – wie GABA – als hilfreiches Gegenmittel. Es wird auch „Glückshormon“ genannt, weil es stimmungsaufhellend wirkt. Serotonin ist die Vorstufe von Melatonin und damit für guten Schlaf verantwortlich. Dummerweise wird Serotonin vor allem in der Tiefschlafphase hergestellt, so daß sich hier bei Schlafstörungen ein weiterer Teufelskreis eröffnet.
Die Forschung konzentriert sich zur Herstellung von Medikamenten nicht umsonst auf den Botenstoff Serotonin. Ein Mangel an Serotonin gilt nämlich als wesentlich für die Auslösung von Ängsten, Panikattacken, Depressionen und Aggressionen gilt. Die Forschung hat vor allem die auch genetisch determinierten unterschiedlichen Typen von Serotonin-Rezeptoren im Blick. So ist zum Beispiel bekannt, daß eine verkürzte Variante des Gens 5-HTTLPR zu einer verstärkten Reaktion in angstauslösenden Situationen führt (Quelle). Aber wie in allen anderen Fällen auch bedeutet das nicht, daß wir unseren Genen hilflos ausgeliefert sind, sondern nur, daß wir gegebenenfalls noch besser auf uns achten müssen.
Ein Überschuß an Serotonin kann wegen der Möglichkeit von Halluzinationen ebenfalls Ängste auslösen. Dieser Überschuß ist auf natürlichem Weg jedoch nicht zu erreichen. Er kann bei einer Überdosierung von Psychopharmaka zur Erhöhung des Serotoninspiegels (sogenannte Serotonin-Wiederaufnahmehemmer – SSRI) oder der Einnahme von LSD auftreten.
Wie kannst du einen Mangel an Serotonin und GABA erkennen?
Die Ermittlung über einen Bluttest ist schwierig, da – wegen der Blut-Hirn-Schranke – eine Aussage über Konzentration dieser Stoffe im Blut nicht wirklich hilfreich ist. Allerdings sind die Vitamine, die unterstützend bei der Herstellung wirken, sehr gut auch im Bluttest erkennbar.
Du kannst aber auch auf Grund einiger Symptome einen Mangel an GABA oder Serotonin annehmen. Ein- und Durchschlafprobleme können für einen Mangel an Serotonin, aber auch an GABA sprechen. Wenn du zusätzlich trotz ausreichender Versorgung mit Magnesium und Natrium unter Muskelverspannungen und Krämpfen sowie einem erhöhten Schmerzempfinden leidest, könnte sich tatsächlich um einen GABA-Mangel handeln. Kommen zu den Schlafproblemen mentale Veränderungen wie Erschöpfung, Reizbarkeit oder gedrückte Stimmung sowie eine sinkende sexuelle Lust, ist eher ein Serotoninmangel wahrscheinlich.
Und was kannst du gegen einen erkannten Mangel tun?
Um die Spiegel positiv zu beeinflussen, ist es sinnvoll, die Ausgangsstoffe hierfür in einer sinnvollen Menge zu sich zu nehmen. Eine Ausnahme bildet Glutamat. Denn du mußt wegen des Einsatzes von Glutamat als Geschmacksverstärker in Lebensmitteln eher darauf achten, davon nicht zu viel zu dir zu nehmen. Also versuche dich gut mit Tryptophan zu versorgen. Zur Freude für alle Süßnasen: Bananen, Schokolade sowie Datteln enthalten viel Tryptophan.
Zudem sind die Vitamine B6 und D als unterstützende Faktoren für die Serotoninsynthese wesentlich. Nach Studienlage erhöht auch Omega 3 die Sensibilität der Serotoninrezeptoren. Lebensmittel mit hohem B6-Gehalt sind vor allem Fleisch enthalten – Vegetarier und Veganer sollten daher vor allem die Versorgung mit B-Vitaminen im Blick behalten. Omega 3 ist heute für uns über die Nahrung – wegen der Quecksilber-, Blei- und zunehmend Mikroplastikbelastung von Fischen – praktisch nicht mehr realisierbar. Aus demselben Grund solltest du die Produktion entsprechender Nahrungsergänzungsmittel auf Reinigung von diesen Rückständen hinterfragen. Du kannst aber auch Omega 3- Öl aus Algen hierfür nutzen.
Dopamin
Ein weiterer Botenstoff ist an der Entstehung von Angst beteiligt – Dopamin. Ängstliche Menschen weisen eine überdurchschnittlich hohe Konzentration in der Amygdala auf. Wie oben schon erläutert, ist die Aminosäure Tyrosin der Ausgangsstoff nicht nur für die Synthese von Dopamin, sondern auch von (Nor)Adrenalin. Für die Synthese von Dopamin sind entsprechend seinen Aufgaben zwei Zentren im Hirn bekannt. Das erste liegt in der substantia nigra des Mittelhirns und steuert willkürliche Bewegungsabläufe. Das zweite Zentrum befindet sich im ventralen Tegmentum ebenfalls im Mittelhirn und funktioniert als Belohnungssystem. Wird die Dopaminmenge in diesem Teil des Hirns erhöht, wirkt das stimulierend – allerdings auch sehr schnell suchterzeugend.
Forscher nutzen diese Eigenschaften allerdings auch, um Menschen im Verlernen von Ängsten zu unterstützen – allerdings stehen diese Forschungen erst am Anfang.
Auch für unser Dopaminlevel gibt es genetische Anlagen. So hat die genetische Disposition für spezifische Dopaminrezeptoren etwas damit zu tun, wie bereitwillig man sich in risikoreichen Sportarten engagiert (Quelle). Zudem haben Forscher herausgefunden, daß ein bestimmtes Gen, das für den Dopamin-Transport im Gehirn verantwortlich ist, bei Spitzenathleten fünfmal häufiger vorkommt als in der Kontrollgruppe (Quelle).
Damit ist Dopamin ein weiterer Botenstoff, bei dem es wichtig ist, die Balance zwischen zuviel und zuwenig zu halten – und das in Abhängigkeit von der eigenen Anlage. Zuviel Dopamin macht dich ängstlich, zu häufige Reize des Dopaminzentrums machen dich abhängig und zu wenig Dopamin macht dich antriebslos und verringert deine Aufmerksamkeit.
Wie kannst du dein Dopaminlevel in Balance halten?
Da der Ausgangsstoff eine nicht-essentielle Aminosäure ist, die aber oft aus der essentiellen Aminosäure Phenylalanin hergestellt wird, ist es sinnvoll, auf Nahrungsmittel in ausgewogenem Maße zu achten, die diese beiden Aminosäuren enthalten. Das sind vor allem Eier und Milchprodukte, Pute und Rind, aber auch einige Hülsenfrüchte. Sorry für die Veganer unter meinen Lesern, aber so ist es eben – wir sind halt als Allesfresser konzipiert.
Sport ist gerade für unser Belohnungssystem eine sehr sinnvolle Maßnahme. Bereits nach 10 Minuten aeroben Trainings (also unterhalb von 80% deiner Herzfrequenz) konnte schon eine Stimmungsverbesserung festgestellt werden. Nach 20 Minuten ist sie am höchsten. In einer Studie konnten Teilnehmer mit einer einstündigen Yoga-Session pro Tag an sechs Tagen der Woche ihren Dopaminspiegel signifikant erhöhen. Angesichts des heutigen Zeitmangels sind aber vielleicht bereits die kleinen 20min-Einheiten ausreichend.
Ein weiteres hervorragendes Mittel zur Steigerung des Dopamin-Gehaltes im Gehirn ist es, Musik ohne Worte zu hören, die dir Gänsehaut macht. In einer Studie steigerte das den Dopamingehalt im Gehirn um 9%. Quelle
Östrogen (Estradiol)
Eines der drei unter dem Überbegriff Östrogen zusammengefaßten Hormone ist Estradiol, das offenbar ebenfalls einen Bezug zu Angst- und Depressionssymptomen hat. So haben z.B. Studien ergeben, daß hohe Estradiol-Spiegel gegen starke Angstausprägungen schützen. In der Studie waren Männer und Frauen mit und ohne Einnahme hormoneller Kontrazeptiva beteiligt. Auffällig war, daß der Unterschied im Estradiol-Spiegel zwischen den Frauen eine größere Rolle für die Minderung der Ängste als der Unterschied zwischen Männern und Frauen spielte (Quelle). Die Frauen, die hormonelle Kontrazeptiva einnahmen, hatten ein vermindertes Niveau eigener Östrogenausschüttung. Neben all den anderen bekannten Nebenwirkungen, die sich auch aus der extremen Komplexität unseres Hormonhaushaltes ergeben, sind hormonelle Kontrazeptiva bei Ängsten sicher keine gute Wahl. Siehe auch diese Studie aus Dänemark (Quelle).
Schilddrüsenhormone
Auch die Schilddrüse und die Schilddrüsenhormone spielen eine wichtige Rolle in der Angstentstehung. Wir wissen z.B. aus Studien, daß eine autoimmune Entzündung der Schilddrüse offensichtlich ein vielen Angsterkrankungen zugrunde liegender Faktor ist (Quelle). Ein Faktor, der oft nicht erkannt und daher auch nicht entsprechend behandelt wird. Solltest du also an einer Angsterkrankung leiden (wenn du nicht sicher bist, hilft dir hier vielleicht mein Fragebogen), ist es wichtig, von deinem Arzt alle Blutwerte prüfen zu lassen, die auf eine autoimmune Entzündung der Schilddrüse hinweisen könnten.
Auch eine Schilddrüsenüberfunktion kann nicht nur zu Symptomen führen, die wir gemeinhin mit Angst verbinden – Schweißausbrüche, Herzrasen und Schlaflosigkeit. Sie kann auch durch die gestörte Balance der Schilddrüsenhormone und den daraus resultierenden Ungleichgewichten im gesamten Hormonhaushalt zu Angsterkrankungen führen. Schilddrüsenunterfunktion kann hingegen ein erstes Anzeichen für eine autoimmune Entzündung der Schilddrüse sein.
Was kannst du zum Schutz deiner Schilddrüse tun?
Wichtig: Einnahme von Selen – eines total unterschätzten Halbmetalls. Es ist an zahlreichen Prozessen zur Herstellung unterschiedlichster Eiweiße in unserem Körper beteiligt, so auch der notwendigen Schilddrüsenhormone (T3/T4). Die unzureichende Versorgung unserer Böden – und in Folge aller darauf wachsenden Lebensmittel – hat in der Zwischenzeit zu einer deutlichen Unterversorgung der Bevölkerung in Deutschland mit Selen geführt. Eine solche Unterversorgung kann zu einer Hashimoto-Thyreoiditis – einer autoimmunen Entzündung der Schilddrüse – führen. Das ist gerade in Deutschland relevant, denn immerhin 10% der Deutschen tragen die genetische Veranlagung dafür. Interessanterweise wirkt Selen auch stimmungsaufhellend – noch ein weiterer Grund, auf eine optimale Zufuhr zu achten. Eine gute Selenquelle sind zum Beispiel (bitte nur biologisch erzeugte) Paranüsse. Zu viel Selen ist jedoch auch schädlich, daher solltest du Selen nur kurzfristig und nach Absprache mit einem Therapeuten einnehmen. (Mehr Informationen zum Thema Selen findest du hier: Quelle).
Das Gleiche gilt im Prinzip für die Jodversorgung. Auch hier ist die Balance zwischen zu viel und zu wenig einzuhalten, da beide Extreme zu Problemen mit der Schilddrüse führen (Quelle).
Was für generelle Empfehlungen kann ich dir zu diesem Thema noch geben?
Gerade in Bezug auf die hormonelle Balance in deinem Körper zur Erkennung, Vermeidung oder Verminderung von Ängsten ist es wichtig, regelmäßig sein Blut auf die notwendigen Minerale und Vitamine testen zu lassen. Und auch wenn es für einige Stoffe bereits Selbsttests gibt, empfehle ich dir die Blutabnahme beim Arzt oder Heilpraktiker. Auch wenn durch die gesetzlichen Krankenkassen oft nicht alle Tests bezahlt werden, ist das aus meiner Sicht immer gut investiertes Geld, weil du sonst im Zweifel auf eine Supplementierung auf Verdacht angewiesen bist, die sich im Endeffekt als deutlich teurer herausstellen kann. Bitte achte bei der Besprechung der Ergebnisse darauf, daß die Werte für Vitamine, Minerale und Eiweiße häufig nur daran orientiert sind, daß keine Mangelsymptome auftreten. Auf Umweltmedizin spezialisierte Ärzte und Heilpraktiker sind daher für die Auswertung eine sichere Wahl.
Fazit:
Die Balance der Botenstoffe in unserem Körper ist am besten mit einer natürlichen Ernährungs- und Lebensweise aufrecht zu erhalten – die für die meisten auf Grund der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen schwierig einzuhalten ist. Der Situation Beachtung zu schenken und sich an den Ergebnissen der Untersuchungen zu orientieren, ist daher die naheliegende nächste Wahl.
Ich hoffe, dir auch hiermit wieder ein paar Tips und mehr Kenntnisse vermittelt zu haben und verbleibe wie immer
Deine Claudia
P.S.
Für alle Nahrungsergänzungsmittel, die ich in diesem Blog erwähnt habe, findest du auf meiner Seite demnächst die von mir getesteten und für gut befundenen Nahrungsergänzungsmittel mit kurzer Beschreibung – hilfreich, wenn du keine Lust hast, dich durch den schier unübersichtlichen Dschungel der Angebote zu arbeiten.