Im letzten Blog habe ich euch erklärt, was ich für mich und alle erreichen möchte: Leichtigkeit und Freiheit. Und doch wünschen sich viele Menschen noch etwas anderes. Christina Kessler beschreibt in ihrem tollen Buch (Amo ergo sum) ein dringendes, aber häufig unterbewußtes Streben nach Verbundenheit und Ganzheit. Klar, Freiheit und Leichtigkeit könnten auch ganz leicht in Einsamkeit enden und die wollen dann doch die wenigsten von uns. Aber was meint Ganzheit oder Verbundenheit eigentlich?

Was sind Ganzheit oder Verbundenheit?

Während Ganzheit die Vollständigkeit eines Teiles beschreibt, beschreibt Verbundenheit im Wortsinn vor allem die Beziehungen unterschiedlicher Teile zueinander. Wenn man es auf uns Menschen in der Beziehung zu unserer Welt bezieht, ließe sich denken, das man auch ganz oder vollständig oder heil sein könnte, ohne mit anderem/anderen verbunden zu sein – oder auch umgekehrt. Warum für mich Ganzheit und Verbundenheit nicht ohne das jeweils andere existieren kann, möchte ich euch im Folgenden erklären.

Wie äußert sich die Sehnsucht nach Ganzheit oder Verbundenheit heute?

Zunächst wieder einmal der Blick ins reale Leben, um zu schauen, wo sich das Bedürfnis nach Verbindung, nach Ganzheit und Auffüllung von gefühlten Defiziten finden läßt:

In der Suche nach Liebe (wie überraschend 😊)

Nicht nur habe ich immer wieder Klienten in der Praxis, die sich sehnlich einen passenden Partner wünschen. Auch all die aus dem Boden geschossenen Datingportale und -apps gewinnen immer mehr Mitglieder. Mehr als ein Drittel der als Single lebenden Deutschen (8 der ca. 23 Millionen) sind Mitglied in einem oder mehreren Datingportalen. Kein Wunder bei der auch europaweit über dem Durchschnitt (der 33% beträgt) liegenden Anzahl an Singles in Deutschland. Denn hier leben ebenso viele Erwachsene allein oder mit Kind wie Paare mit oder ohne Kinder – jeweils etwa 45%. Den Rest bilden unterschiedlichste Wohngemeinschaften (Quelle). Wie schwierig diese Suche sein kann, sieht man an den 20% der Singles zwischen 18 und 64, die Langzeit-Singles (länger als 10 Jahre) sind.

Allen Vorurteilen zum Trotz sind diese Dating-Apps übrigens nicht nur auf kurzfristige sexuelle Beziehungen ausgelegt, sondern auf langfristige Familiengründungen (Quelle). Die Sehnsucht nach Liebe und Verbundenheit hat sich also auch in modernen Zeiten und unter Nutzung moderner Tools nicht verändert.

Im Kauf eines Haustiers als Partner- oder Kindersatz

Auch wenn vor allem – meist auf Wunsch der Kinder – in Familien Haustiere leben, haben auch 34% der Singles Haustiere. Übrigens meistens Katzen (😻), von denen es insgesamt mehr als 15 Millionen in deutschen Haushalten gibt. In 19 Millionen Haushalten leben ca. 35 Millionen Haustiere. Von diesen betrachtet immerhin jeder 7. Tierhalter sein Haustier als Partnerersatz. Das bedeutet ein oft tragisches Schicksal für die fast 5 Millionen Tiere.

In der Mitgliedschaft in einem Verein, einer Kirche, einer Gang

Menschen suchen nach einer Gemeinschaft, zu der sie sich zugehörig fühlen können. Gerade Vereine bieten noch immer für 50 Millionen Menschen eine Heimat. Etwa die Hälfte der Mitgleider engagiert sich auch in diesen Vereinen. Hier finden die Menschen eine Gemeinschaft, in der man sich zu Hause fühlen kann. Sie suchen oft aber auch – die im Berufsleben oft nicht umsetzbare – Freude. Vor allem die Freude, etwas bewirken zu können und an etwas Sinnvollem teilzunehmen (Quelle).

Eine über das schlichte „dazugehören wollen“ hinausgehende Art, sich der Verbundenheit bewußt zu werden und zu leben, sind Engagements in Organisationen, deren Ziel das Verständnis der wechselseitigen Beziehung zwischen Klima, anderen Lebensformen und dem Menschen ist. Anders als bei der etablierten Vereinskultur in Deutschland ist die soziale Struktur z.B. der „Fridays for Future“ – Bewegung gut erforscht (hier:). Wieviel aktive Mitglieder diese Organisation jedoch vereint, konnte ich nicht herausfinden. Ähnlich ist es beim WWF oder Greenpeace, die sämtlich nur ihre Fördermitglieder (50 Millionen weltweit und 600.000 weltweit) angeben. Dennoch bewirken die hier engagierten Mitglieder auch bei Nichtmitgliedern an der einen oder anderen Stelle ein Nachdenken und sind damit ebenfalls sinnstiftend unterwegs.

Ganzheit und Verbundenheit in Vergangenheit und Zukunft

Vergangenheit

Während der ersten Jahrzehntausende der Menschheitsentwicklung gab es Clans, in denen der einzelne wenig und die Gemeinschaft alles galt. Der Mensch wurde als Teil einer beseelten Welt empfunden. Wobei zu den Seelen anderer Lebewesen häufig nur der Schamane als Mittler zwischen den Welten Zugang hatte. (Siehe hierzu auch meinen Blog zu Spiral Dynamics)

Über die tendenziell männlich geprägte Eroberung der Welt und die – ebenfalls männliche – Ausprägung der Wissenschaft verlor sich dieses Gefühl einer Einheit mit der Welt im Nebel der Erinnerung. Nun wurde scharf getrennt zwischen Gut und Böse, zwischen Materiellem und Ideellem. Eine Entwicklung, die uns eine unglaubliche technologische Entwicklung bescherte, uns aber von den nichtmateriellen Einflußfaktoren unseres Lebens entfernte. Und die zudem 80 bis 90% aller uns heute einschränkenden Paradigmata bestimmt. Denn mit der Verherrlichung der rationalen Erkenntnisse wurden Intuition, Emotion und Verbundenheit zunehmend als weiblich, schwach, unwissenschaftlich und daher unbrauchbar für Lebensverständnis und Lebensgrundlagen klassifiziert.

Mystizismus und Religion als Bewahrer der Einheit

Dennoch ist in allen Religionen dieser Welt, die sämtlich über Mystiker verfügen, das Wissen um die Transzendenz, um das Einssein in der Schöpfung, erhalten geblieben. Jeder christliche, islamische, jüdische oder buddhistische Mystiker weiß um die Erkenntnis, daß jedes einzelne Individuum das Zentrum des Universums ist und zugleich das Universum in ihm existiert.

Wenn du jetzt über diesen Satz gestolpert bist – jeder ist das Zentrum des Universums und gleichzeitig ist das gesamte Universum in jedem Menschen – dann bist du damit sicher nicht allein. Die Verwirrung, die diese Erkenntnis der Mystiker und spirituellen Denker der Menschheit auslöst, hat vor allem damit zu tun, daß diese Erkenntnis nicht im Außen gefunden werden kann. Du findest sie nur, wenn du in deinem Bewußtsein das Wissen um das Ich, die Zeit, die Welt auslöschst und einfach nur bist. Dann erfährst du in dieser tiefen Trance eine Leerheit, die gleichzeitig die absolute Fülle ist. Diesen Widerspruch kann man nur in der mystischen Versenkung erfahren und verstehen. Und doch haben die Menschen, die diese Erfahrung machen konnten, anderen im Außen davon berichten können.

mein Verständnis dieser in sich verwirrenden Aussage

Ein Versuch der Erklärung ist, daß unsere Begriffe und unser Verständnis von Leere und Fülle in dieser Tiefe nicht mehr existieren und sich ihre Bedeutungen auflösen. Dort gibt es kein Denken mehr, keine Zeit, keinen Raum, keine Worte und so erfährst du den Urgrund von Allem. Dabei existiert diese Fülle, dieser Urgrund von allem jedoch nur durch das Ich, das wirkliche Selbst. Diese Erkenntnis der Mystiker ist wiederum ein Widerspruch in sich. Denn ohne dieses Selbst kann ja dieser Urgrund aller Existenz gar nicht erfahren werden. Und damit wird das Selbst zum alleinigen Schöpfer der Wirklichkeit.

Die Mystiker hielten so an einer spirituellen Überzeugung fest, die mit den wissenschaftlichen Methoden nicht belegt werden konnte. Daher spielte sie im realen, rational geprägten, Leben der Menschen keine Rolle mehr. Jahrhundertlang waren so die mystischen Überzeugungen aller religiösen und spirituellen Bewegungen mit den materiellen und rationalen Erkenntnissen der Wissenschaft nicht vereinbar.

Neue Denkansätze durch die Quantenphysik

Erst die Entdeckungen Albert Einsteins und die in Folge entstehende Quantenphysik brachte die Dinge wieder zueinander. Sie verknüpfte getrennte absolute Begriffe wie Raum und Zeit miteinander. Und sie beschrieb die Abhängigkeit der Beobachtungsergebnisse von dem Vorhandensein eines Betrachters. Sie ersetzte die Vorstellung von isolierten Teilchen durch Felder und Schwingungen und die „nicht-Ortsgebundenheit“ von Teilchen. Damit hob sie die Trennung zwischen dem Materiellen und Ideellen, von Materie und Energie auf. Und sie beschrieb eine unteilbare Ganzheit des Universums, die das Verhalten der Teile bestimmt, wobei dieses Verhalten von dem jeweiligen Beobachter abhängt.

Letzteres macht eine wissenschaftlich erfahrbare Wahrheit praktisch unmöglich. Denn wir können nicht wissen, wie die Ergebnisse – die Wahrheit also – in Abwesenheit eines Beobachters aussähe. Diese Erkenntnis gehört fast ein Jahrhundert später noch immer nicht zum Allgemeinwissen. Doch sie erklärt, daß wir in unserem Verstehen noch immer weitestgehend beschränkt sind. Es ist uns ja noch nicht einmal möglich, die energetische Seite unseres Ichs wahrzunehmen.

Die Tatsache, daß die Mehrheit der Menschen diese – zugegebenermaßen verwirrenden – Erkenntnisse nach wie vor nicht kennt oder nicht verstanden hat oder sich damit nicht auseinandersetzen will, läßt uns weiterhin in einem Glauben verharren, daß allein die Wissenschaft uns auf den richtigen Weg führen kann. Eine Wissenschaft, deren Einschränkung auf mess- und zählbare und ausschließlich auf die physikalischen Gesetze vor der Quantenphysik fokussierte Herangehensweise einfach nicht thematisiert wird.  Und das hat die irrige Ansicht zur Folge, daß wir die Wahrheit kennen und jeder, der diese Wahrheit ablehnt, unwissenschaftlich agiert und argumentiert.

Exkurs

Solltest du jetzt einwenden, daß all diese Erkenntnisse der Quantenphysik nur auf der mikroskopischen Ebene gelten, jedoch nicht für unsere makroskopisch geprägte Welt, so kann ich dir hier eine schöne Beschreibung in dem Buch „Unser mathematisches Universum“ von dem Physiker Max Tegmark liefern  (auch hierzu gibt es demnächst eine Rezension): „Locker formuliert, schlägt die Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik vor, daß kleine Objekte sich unheimlich verhalten, aber große Objekte nicht. Insbesondere Objekte, die so klein sind wie Atome, sind in der Regel an mehreren Orten gleichzeitig, während Gegenstände, die so groß sind wie Menschen, es nicht sind.“ Diese Kopenhagener Interpretation behauptet nämlich, daß ab einer bestimmten Größe – warum auch immer – die Wellenfunktion der Teilchen zusammenbricht – und sie sich in Folge nur noch wie ganz normale materielle Teilchen verhalten. (S. 268) Was ja an sich schon irgendwie seltsam ist – was eben auch manche Physiker fanden.

Wenn man nun, wie Hugh Everett und mit ihm Max Tegmark annimmt, daß die Wellenfunktion auch bei großen Objekten nicht zusammenbricht, so kann das nur mit der Existenz einer Unzahl von parallelen Quantenuniversen erklärt werden, deren Existenz wir nicht erkennen können, weil, um die wissenschaftlichen Erklärungen hier zu vereinfachen, unsere Neuronen nicht schnell genug feuern, um eine Quantenüberlagerung erkennen zu können. Daraus ergibt sich eine Multiversumstheorie, der heute zahlreiche Wissenschaftler folgen, andere hingegen vehement dagegen argumentieren. Siehe oben – die Wahrheit ist für uns eben nicht objektiv erkennbar.

Zukunft

Wenn wir verstehen, daß wir über Schwingung und Felder mit allem verbunden sind und keine abgrenzbaren materiellen Einheiten sind, so wird uns immer mehr bewußt werden, wie unsere eigenen Schwingungen sich in der Welt ausbreiten und welche Resonanz sie erfahren. Da auch unsere Gedanken sich in Chemie und Physik ausdrücken (über die Synthese von Neurotransmittern und die Verschaltung von Nervenenden) haben auch und vor allem unsere Gedanken Einfluß auf die physische Welt, denn die chemischen Verbindungen sind eben auch Wellen und Energie. Das ist auf der einfachsten Ebene daran abzulesen, daß bestimmte Gedanken die Struktur unseres Gehirns verändern können. Dr. Joe Dispenza, der hierzu – aus meiner Sicht bahnbrechende – Erkenntnisse vorgelegt hat, beweist mehr als überzeugend, wie weit unsere Fähigkeit geht, mit unseren Gedanken unsere materielle Welt zu beeinflussen und zu verändern.

Eine Erkenntnis, die bereits in den „zwölf universellen Gesetzen“ formuliert wurde.  Doch ohne das Hintergrundverständnis der Mystik und Quantenphysik können diese Gesetze allzu leicht mißbraucht werden, indem sie unter starker Vereinfachung Menschen glauben lassen, nur durch Manifestation von Geld könnten sie gaaaanz reich werden. Wenn es so simpel wäre, würden wir wohl alle schon steinreich sein – und unser Planet um umfangreiche Ressourcen ärmer. Daß wir es nicht sind, liegt an der Tatsache, daß die innere Ganzheit des Menschen und die Verbundenheit mit dem Universum zunächst einmal verstanden und bewußt werden muß, um durch tatsächlich Einfluß auf das eigene Wohl und das des Universums nehmen zu können. (Sorry, aber Augen schließen und sich im Kopf einen Berg von Geld vorstellen, wird’s nicht bringen.)

Und, um auf die oben beschriebene Transzendenzerfahrung zurückzukommen, diese gelingt nur unter Ablegung des auf das Materielle fokussierten Egos, das in seiner Ichbezogenheit die Bedürfnisse des Ganzen weder wahrnehmen kann noch möchte.

Fazit

Ein den neuen Erkenntnissen folgendes Verständnis würde maßgeblich dazu beitragen, uns als Teil eines untrennbaren Universums zu verstehen. Und so unsere Gedanken und Handlungen in bezug auf diese Ganzheit und Verbundenheit zu ordnen. Die die Klimakatastrophe bedingenden Ego-fokussierten Handlungen und Begierden würden dann der Vergangenheit angehören. Und stattdessen zu einem harmonisch schwingenden Miteinander führen. Um dorthin zu gelangen, bedarf es der Aufarbeitung alter Schmerzen und Verletzungen. Wir müssen die von außen diktierten Lebensweisen auflösen. Erst dann können wir ein neues Selbst definieren. Ein Selbst, das – zumindest in Ansätzen – das Ego und dessen schädliche Energieflüsse minimiert. Ein Weg, auf dem ich schon manchen Klienten begleitet habe und das hoffentlich noch bei vielen tun kann.

In der Hoffnung, die hiermit mal wieder einen möglichen Weg zu zeigen – ganz im Sinne der Wortbedeutung von hegistai – bin ich bis zum nächsten Blog

Deine Claudia

GDPR Cookie Consent mit Real Cookie Banner