Burnout = ausgebrannt ist ein hässliches Wort. Es suggeriert das Ende von allem. Denn wenn etwas ausgebrannt ist, ist ja kein Rohstoff mehr da, um etwas neu anzuzünden. Also sollten wir vielleicht eher vom Ende eines Weges sprechen. Denn das lässt die Möglichkeit offen, einen neuen Weg einzuschlagen.

Burnout ist eines der häufigsten Themen, mit der Klienten den Weg in meine Praxis finden. Kein Wunder, werden doch auch statistisch immer mehr Menschen gezählt, die mit den Symptomen eines Burnout aus dem normalen Leben fallen.

Die Basis für die Zunahme dieser Erkrankung ist offenbar die global organisierte Arbeitswelt.

Mit einer Informationsmenge, die nicht mehr beherrschbar scheint. Und mit dem Anspruch, dass der arbeitende Mensch sich in seinem Leben, in seiner Lebensgeschwindigkeit dem Rhythmus der Arbeit anzupassen hat. Als Individuum spielt der Mensch keine Rolle mehr. Mit dieser Intensität – der Informationsgewinnung und der Arbeits- und Lebenswelt –  kann die physische und psychische Entwicklung der Menschen oft nicht mehr Schritt halten. Viele meiner Klienten leiden unter dem Gefühl, nicht mehr als Mensch mit all ihren Besonderheiten und Lebensbedürfnissen wahrgenommen zu werden. Sie bekommen keine Anerkennung mehr. Und sie sehen immer weniger Sinn in ihrer Arbeit. Diese Intensivierung und Beschleunigung des Lebens betrifft jedoch nicht nur den Beruf. Viele meiner Klienten meinen, auch in ihrem Privatleben zahlreiche Dinge tun zu müssen, zu denen sie oft weder die Zeit noch die Kraft haben.

Die meisten meiner Klienten haben sich bereits lange vor dem ersten Arztbesuch im Internet über die Symptome des Burnout informiert. Und diese mit ihren eigenen Symptomen verglichen. Obwohl viele von ihnen bereits zu diesem Zeitpunkt fast alle Symptome aufwiesen, meinten sie dennoch (zu) lange, ihr Problem allein in den Griff bekommen zu können. Bei den meisten begann es mit Schlaflosigkeit. Und daraus resultierender Müdigkeit, Gereiztheit und Mißmut. Die Arbeit ging immer mühsamer, aber auch immer fehlerhafter von der Hand. Das Immunsystem wurde anfälliger. Das Herz-Kreislaufsystem prägte erste Krankheitssymptome aus. Das nahmen viele meiner Klienten schon ernst. Sie gingen zum Arzt, nahmen Tabletten. Doch die Situation verbesserte sich nicht. Sie wurden matter und kraftloser. Jede Anstrengung schien sie zu überfordern. Die Empfindungen verloren sich – letztlich erschien ihnen alles sinnlos.

Eine Spirale der Erschöpfung.

Oft sagen ihnen Familienmitglieder und Freunde, dass sie sich als  Persönlichkeit vollkommen verändert haben. Dass der Mensch, wie man ihn kannte, verschwunden ist. Auch wenn ich zahlreiche Überschneidungen mit der Depression sehe, ist der wesentliche Unterschied aus meiner Sicht der, dass sich beim Burnout die Verzweiflung vor allem auf das berufliche Umfeld konzentriert. Zudem begegnen die Betroffenen der Verzweiflung  zunächst mit extrem verstärkten Anstrengungen, was das endgültige Ausbrennen natürlich nur beschleunigt. Darüber hinaus reagieren viele bei Erschöpfung eher mit Angst und Wut (nicht mit Trauer und Melancholie wie an Depression Erkrankte).

Für einige meiner Klienten war erst mit dem vollständigen Zusammenbruch der Punkt erreicht, an dem sie endlich Hilfe annehmen konnten. Bei diesen Klienten ist der Versuch, nach einem gefühlten Ende in ein neues Leben zu finden, oft ein schmerzhafter Prozess. Denn auch eine Kindheit, in der es durchaus zugewandte Eltern gab, eine Kindheit, an die sich meine Klienten positiv erinnern, kann durch überdurchschnittlichen Leistungsdruck oder nicht kindgemäße Anforderungen ein mangelndes Ich-Bewusstsein erzeugen.

Meditation und Entspannung als helfender Begleiter.

Oft stellt sich dann bei eingehenderen Gesprächen heraus, dass niemand da war, dessen Augen zu strahlen begannen, wenn sie das Kind nur sahen. Niemand, der es einfach so geliebt hat, wie es war. Niemand, der ihm seine Probleme erleichtert und es auf seinen Wegen begleitet hat. Diese Erkenntnis, aber auch die positive Auseinandersetzung mit den Prägungen und Erfahrungen der Eltern, bildet die Basis für ein neues Verständnis ihrer bisherigen Lebenswege. Mit diesem Verständnis finden sie eine neue Herangehensweise an die alten Probleme und setzen neue Prioritäten für ihr Leben.

Wo auch immer die Ursachen für die aktuelle schwierige Situation meiner Klienten liegen, immer bildet das Wissen um den eigenen Wert und um das Eingebunden sein in ein größeres Ganzes die Basis für eine Änderung. Oft sind zahlreiche Steine aus dem Weg zu räumen. Eine Arbeit, in der man keine Wertschätzung erfährt oder die keinen Sinn ergibt. Ein Partner, der das aus der Kindheit bekannte Muster fortsetzt oder sogar ganze bisherige Lebensentwürfe.

Die eingangs erwähnten Techniken der Meditation und Entspannung bleiben in der Regel wichtige Begleiter. Denn sie helfen, den Menschen auf seinem neuen Weg und in seinem Zusammenhang zu halten.

 

 

GDPR Cookie Consent mit Real Cookie Banner